Opfer der Intuition.

Warum Coachees mitunter Leidtragende des Bauchgefühls ihrer Coaches sind.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, die nach dem Lesen von Headline und Subline entstehen könnten: In meinem Verständnis sind Verstand (die kognitive Intelligenz) und Intuition (auch Bauchgefühl oder Innere Stimme genannt) ein absolut gleich-berechtigtes Geschwister-Paar. Und um zusätzlich Klarheit zu schaffen: So sehr dieser Beirrag primär an Trainer und Coaches adressiert ist, so sehr gilt er gleichermaßen auch für Führungs- und Verkaufskräfte.

Daniel Kahneman, amerikanisch-israelischer Psychologe und Autor des Buches  Schnelles Denken. Langsames Denken, betrachtet die Intuition als eine gefährliche und gefährdende Quelle für vorschnelle Einschätzungen, Vorurteile und Fehlentscheidungen.Dem schließe ich mich zumindest partiell an. Erst kürzlich schrieb mir eine als Mediencoach tätige Kollegin per eMail„Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob die Arbeit mit dem SCIL PROFILE zu mir passt. Ich finde es sehr spannend. Aber meine Trainings basieren ja sehr auf meiner Intuition.“

Nach meiner Beobachtung befindet sich diese Kollegin mit ihrer Aussage und der dahinter zum Vorschein kommenden Haltung zumindest quantitativ in bester Gesellschaft. In den bald 40 Jahren meiner Tätigkeit als Trainer, Coach und Berater ist mir diese Einstellung von Kolleginnen und Kollegen vielfach begegnet. Mein Eindruck ist, dass sich die deutliche Mehrheit beim Identifizieren von Handlungsnotwendigkeiten sowie der Auswahl von Interventionen in Trainings und Coachings von ihrer Inneren Stimme leiten lässt. Aber leider führt sie diese eben auch häufig in die Irre.

Fiese Falle oder verlässliche Instanz?

In esoterischen Kreisen gilt die Intuition als eine kraftvolle Kompetenz und verlässliche Instanz. In weiten Teilen der Bevölkerung trifft sie nach wie vor auf Skepsis. Und in der Forschung versucht man ihr wissenschaftlich zu Leibe zu rücken. An wirklichen Erkenntnis-Durchbrüchen mangelt es jedoch bislang und die Gelehrten streiten eifrig weiter.

Immerhin bringt Gerd Gigerenzer vom Max-​Planck-​Institut mit seinem Buch „Risiko – Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ etwas Licht ins Dunkel indem er aufzeigt, was Intuition nicht ist: „Intuition ist weder eine Laune noch ein sechster Sinn, weder Hellseherei noch Gottes  Stimme. Sie ist eine Form der unbewussten Intelligenz.“ Gleichzeitig warnt er davor Intelligenz als einen ausschließlich im Bewusstsein stattfindenden überlegten Prozess zu begreifen. Für ihn speist sie sich aus einem Zusammenspiel aus mal zeitgleich mal nacheinander im Unterbewusstsein und Bewusstsein ablaufenden Prozessen. Alle diese Prozesse können ebenso oft zu richtigen, wie zu falschen Entscheidungen führen.

Deutlich kritischer steht der Nobelpreisträger Kahnemann der Intuition gegenüber. Er hat in jahrzehntelanger Forschung immer wieder aufgezeigt, welche Fallstricke sie bereit hält. Eines meiner Lieblingsbeispiele aus seinem o.g. Buch ist die folgende Aufgabe, um deren Lösung ich Sie an dieser Stelle kurz einmal bitte:

Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen € 1,10. Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball. Was kostet der Ball?

Wenn Sie jetzt 10 Cent geantwortet haben, liegen Sie leider falsch. Denn 10 Cent und € 1,10 (der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball!) ergäben € 1,20. Richtig ist, dass der Ball 5 Cent kostet. 5 Cent plus € 1,05 ergeben € 1,10. Verstanden? Oder hadern Sie noch mit sich und der richtigen Antwort?

Vermutlich haben Sie unmittelbar nach dem Lesen der Aufgabe intuitiv von € 1,10 die 10 Cent abgezogen und blitzschnell ihre Lösung 10 Cent parat gehabt. Die Intuition beruft sich hier auf das Bekannte -in diesem Fall die beiden Zahlen- und bringt sie miteinander in Verbindung. Dabei übersieht sie aber die im Kontext dieser an sich leichten Rechenaufgabe unbekannte Vokabel „mehr“. Schon sitzen Sie und Ihr Verstand in der Falle.

Und genau so ergeht es auch vielen erfahrenen Coaches, Trainerinnen und Trainern. Sie sehen bei ihren Coaches, was sie kennen und bringen das mit Handlungsempfehlungen in Verbindung, mit denen sie in anderen scheinbar ähnlich gelagerten Fällen gute Erfahrungen gemacht haben.

Dazu ein weiteres Beispiel. Bitte lesen Sie den folgenden Satz ganz schnell, ohne lange nachzudenken laut und deutlich vor. Sind Sie so weit? Und los!

Vögel
in den
den Himmel.

Und? Was haben Sie gelesen? Vögel in den den Himmel? Glückwunsch. Dann gehören Sie zu einem wirklich kleinen Kreis von Menschen, die mit solchen Texten und Tests sehr bewusst umgehen. Oder Sie kannten es schon. Oder Sie haben nicht schnell genug gelesen.

Wenn Sie jedoch das zweite „den“ übersehen und Vögel in den Himmel gelesen haben, geht es Ihnen wie den Meisten. Die Antroposophen vertreten hierzu die Auffassung: “Wir sehen oft was wir annehmen gleich zu sehen, bevor wir es sehen. Der Mensch trägt seine innere Wirklichkeit an eine Sache oder einen Menschen heran, anstatt die Wirklichkeit des Menschen oder der Sache an sich herantreten zu lassen.“ Dieser Effekt ist unter anderem mit dafür verantwortlich, dass sich der Fehlerteufel trotz gründlichsten Lektorats vielerorts in gedruckten Werken als ein widerspenstiger Gesell erweist.

Mit dem SCIL PROFILE schützen Sie sich und Ihre Mandanten

Als wir vor über 20 Jahren mit der Entwicklung des SCIL PROFILE begonnen haben, sind mein Team und ich zunächst von drei metatheoretischen Überlegungen ausgegangen:

1.
Die Qualität zwischenmenschlicher Begegnungen wird maßgeblich durch die Wirkung bestimmt, die die sich begegnenden Menschen aneinander wahrnehmen und aufeinander ausüben.

2.
Wenn ein Mensch einem anderen Menschen bei der Stärkung seiner Wirkung unterstützen will, wird er ihn primär in den Kompetenzfeldern stärken, in denen er selbst über Stärken verfügt und andere Bereiche tendenziell vernachlässigen. Eine objektive Bestimmung mittels einer Diagnostik wird demzufolge Coach und Coachee / Trainer (in) und Trainee vor intersubjektiver Verzerrung schützen.

3.
Wenn ein Mensch seine Wirkung auf andere Menschen reflektiert, ist sein Selbstbild aussagefähiger, als es einzelne Fremdbilder je sein könnten; weil seine Reflektion der Wirkung auf andere die Summe aller Fremdbilder spiegelt.

Alle drei Metatheorien konnten in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrfach empirisch abgesichert werden. Gerne senden wir Ihnen hierzu auch das Dokument SCIL Hintergrund.

Daraus können Sie die folgenden Schlussfolgerungen für Ihre Arbeit ableiten

a.
Sie bekommen eine objektive Momentaufnahme der Wirkungskompetenzen ihrer Mandanten.
( Metathorie 3 )
b.
Sie schützen Ihre Kunden und sich selbst vor Fehleinschätzungen. (Metatheorie 2)
c.
Sie können gezielt und konkret an den tatsächlich für Wirkung relevanten Kompetenzen arbeiten.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Manager verfügte über eine hohe Beredsamkeit, war in der Lage, sich auf andere Menschen hervorragend einzustellen, konnte seine Gedanken klar und strukturiert artikulieren und besaß die Fähigkeit Mitarbeiter zu begeistern und zu bewegen. Aber nur, solange er mit diesen Mitarbeitern an einem Tisch saß.

Sobald er aufstehen und sich zum Beispiel im Rahmen einer Ansprache vor seine Mitarbeiter oder Kollegen hinstellen musste, verlor er all diese Qualitäten. So, als hätte er all seine Überzeugungsfähigkeiten auf dem Stuhl zurück gelassen. Durch das SCIL PROFILE  haben wir auf Anhieb gesehen, dass der betreffende Manager jeweils ein Handlungsfeld in Sensus ( hier bei innere Überzeugungen ) und eins in Corpus ( hier bei räumlicher Präsenz ) identifiziert.

Im weiteren Verlauf des Coachingprozesses konnten wir die Ursachen dafür ausfindig machen. Dieser Manager hatte als Schüler ein negatives Schlüsselerlebnis. Im Rahmen seiner Vorbereitungen auf die Abiturfeier hatte er eine längere Rede geschrieben und auswendig gelernt. Diese Rede war mit viel Humor, kritischen Rückmeldungen an die Lehrer, aufmunternden Worten an seine Schulkollegen und ausdrücklicher Freude über das bestandene Abitur gewürzt.

Bei verschiedenen Proben vor Klassenkameraden bekam er immer wieder die Rückmeldung, dass diese Rede eine wirklich außergewöhnliche und die Art und Weise seines Vortrags ausgezeichnet sei. Als nun endlich die Stunde der Wahrheit gekommen, er vom Schuldirektor angekündigt und auf die Bühne zum Mikrophon gegangen war, trat ihm plötzlich der Schweiß auf Stirn und Oberlippe, er vergaß jedes Detail seiner so gründlich vorbereiteten und geübten Rede und es versagte ihm die Stimme.

Wenn er sich daran erinnerte, konnte er das allmählich in der Aula anschwellende Gemurmel noch genau hören und das Gefühl in jeder Körperzelle nachempfinden, das ihn damals beschlichen hatte. Dieses tief in ihm verankerte Gefühl versagt zu haben, bemächtigte sich ganz offensichtlich immer dann erneut seiner ganzen Person, wenn er in aus seiner Sicht vergleichbare Situationen kam. Und es schränkte seine persönliche Wirkung in genau diesen Momenten dramatisch ein, weil seine tief in ihm verankerte innere Überzeugung war, dass er vor großen Auditoren versagt.

In den folgenden Phasen des Coachingprozesses haben wir gemeinsam mit diesem Coachee die Rede noch einmal nachempfunden. Er konnte sich an erstaunlich viele Einzelheiten des Inhalts erinnern, so dass dieser Teil der Übung schnell erledigt war. Im Anschluss daran hat er seine Rede zur Abiturfeier erneut auswendig gelernt.

Parallel dazu haben wir mit einigen EMDR-Interventionen ( Eye Movement Desensitization and Reprocessing ) die entsprechende Situation in einen positiv verlaufenden Kontext gestellt und in seinem Bewusstsein verankert. Und schließlich hat er seine Abiturrede vor laufenden Kameras in einer hin- und mitreißenden Qualität gehalten.

Dieser Manager ist heute ein guter Redner, der es inzwischen sogar liebt, sich in entsprechenden Situationen zu exponieren. Sicher ist das nicht nur auf die Idee mit der Abiturrede und die Interventionen sondern auch auf weiterhin fleißiges Üben entsprechender Situationen, erfolgreich verlaufene Reden und damit allmählich zurückgekehrten Selbstwertgefühls zurückzuführen.

Aber ohne die dezidierten Ergebnisse seines SCIL PROFILEs hätten wir vermutlich kaum in den entsprechenden Feldern intensiver nachgeforscht und entsprechende Maßnahmen eingeleitet.

Das Besondere am SCIL PROFILE ist die Tatsache, dass hier alle für Wirkung relevanten Aspekte abgebildet sind. Und dank des fundierten Analyseverfahrens lassen sich die tatsächlichen Wirkungsstärken und kritischen Wirkungsfaktoren eines Menschen sehr schnell und exakt identifizieren. Mit einer hohen Objektivität.

In der Folge ermöglicht diese genaue Bestimmung ein sehr gezieltes Training. Und dies wiederum bedeutet für den jeweiligen Coachee oder Trainee eine hohe Effizienz und Effektivitätbei der Verbesserung seiner Wahrnehmungs- und Wirkungskompetenz.

Während in der Arbeit zahlreicher Rhetorik-Trainer und -Coaches vornehmlich Sprache und Körpersprache thematisiert werden, behandeln die so genannten Vocal – Coaches ausschliesslich die Stimmbildung. Das große Heer der Körpersprache – Experten nimmt sich ebenso eher der “Äußerlichkeiten” eines Menschen an, wie die zahlreichen Stil – und Etikette – Beraterinnen und Berater. In anderen Rhetorik – Trainings wird stärker an dem dialektischen Vermögen eines Menschen oder an seiner Schlagfertigkeit gefeilt. Und in den diversen Seminaren zum Thema Präsentationstechnik bekommt man im günstigsten Fall neben Tipps zur richtigen Handhabung der einzusetzenden Medien und Empfehlungen für eine spannende Dramaturgie obendrein auch noch eine Mixtur aus hilfreichen Ratschlägen zur Optimierung seiner verbalen und nonverbalen Mitteilungsfähigkeiten serviert.

Das SCIL PROFILE bildet alle diese Aspekte und einige mehr ab. Und sie bietet obendrein eine Fülle von hilfreichen Trainingstools an, dank derer alle Aspekte schnell wirksam und nachhaltig erfolgreich trainiert werden können. Aus diesem Grund sprechen wir auch von einem einzigartig integrativen oder ganzheitlichen Modell und Instrumentarium. Ganzheitlich bedeutet in diesem Kontext, dass Verstand und Intuition als absolut gleichberechtigtes Geschwister – Paar zum Einsatz kommen. Und um abschließend noch einmal aus der eMail der weiter oben bereits erwähnten Kollegin aus dem Bereich Mediencoaching zu zitieren: „Vielleicht kann sich beides sehr gut ergänzen und deshalb bin ich auch grundsätzlich an der Weiterbildung interessiert.“ Letzteres freut mich und ich hoffe, dass die Kollegin ihrem Interesse die Anmeldung zur Ausbildung folgen lässt.  Denn dass sich die Intuition und das SCIL PROFILE wechselseitig ergänzen, kann ich garantieren.

Die nächste Zertifizierung in Webinarform startet am 21. Januar. Zu weiteren Infos und zur Anmeldung geht es hier. Die nächste Zertifizierung im Live-Seminar findet satt vom  16. bis 17. Mai 2019. Weitere Infos und Anmeldemöglichkeit mit einem Klick.

Photo by Edu Lauton on Unsplash

 

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