Ich schreib Dir später per WhatsApp

Dieser Tage war ich auf dem 55sten einer Freundin in ihrer Berliner Gartenlaube zu Gast. Sie teilt sich diesen Schrebergarten mit einem Sozialpädagogen. Und ihn lernte ich auf dieser Geburtstagsparty kennen. In diesem Beitrag hier nenne ich ihn aus Gründen der Diskretion Karli. Karli bezeichnet sich selbst als Punk, der jetzt im Alter von 48 langsam im soliden Leben ankommt, so sein Wortlaut.

Drei Kinder hat er. Zwei Mädchen und einen Jungen. 19, 17 und 14. Karli zieht jetzt nach Heilbronn, weil seine Frau dort die Möglichkeit angeboten bekommen hat, sich als kassenärztlich zugelassene Psychologin niederzulassen. Und weil er es irgendwie auch allmählich leid ist, sich an seinem Gymnasium auch die nächsten Jahre seines Lebens weiter mit den perfiden Methoden des Mobbings und dem Leid der Gemobbten zu befassen.

Soziale Unverträglichkeiten des Verhaltens

An seiner Schule hat er es noch relativ gut, sagt er. Kollegen von ihm arbeiten an so genannten Brennpunktschulen, wo auf dem Schulhof mitunter offener Migrations- und Sozialkrieg herrscht. Nicht selten müssten sie zur Schlichtung der Konflikte selbst grob werden und kräftig zupacken, um die Kampfhähne voneinander fernzuhalten. Seine Arbeit hätte dagegen eher Sanatoriums-Charakter. Was denn genau seine Aufgabe sei und wie er sich Zugang zu den Jugendlichen verschaffe, will ich von ihm wissen. Das mit dem Zugang sei relativ einfach, weil er ja nicht mit guten Noten belohnen oder mit schlechten bestrafen könne. Deshalb würde er ziemlich schnell das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler gewinnen. An ihn würden sie sich immer dann wenden, wenn sie sich von Lehrern ungerecht behandelt, von Mitschülern gemobbt fühlten oder häufiger auch mal bei Liebeskummer. Seine Aufgabe bestünde darin, einerseits die Mobbenden von der sozialen Unverträglichkeit ihres Verhaltens zu überzeugen, sodass sie im besten Fall damit aufhörten.

Und andererseits hätte er die Gemobbten zu trösten und ihnen aufzuzeigen, wie wichtig es sei, verzeihen zu können, um wieder zu einer gut funktionierenden Klassengemeinschaft zurückzufinden. Wie er das mache, interessierte ich mich weiter.

Die reden übereinander aber schreiben miteinander.

Sein Hauptmedium seien die verschiedenen sozialen Netzwerke und Medien. Facebook, Instagram, TikTok, WhatsApp, und so weiter. Da ich nicht verstand, erklärte er: Die reden nicht miteinander, sondern nur übereinander. Aber sie schreiben. Sowohl übereinander, wie auch miteinander. Ein Phänomen, das seit Beginn seiner Tätigkeit nach seiner Beobachtung extrem zugenommen habe sei die Tatsache, dass sich die jungen Menschen ständig schreiben, aber nur selten miteinander telefonieren. Als er diese Beobachtung mit Kolleginnen und Kollegen teilte, bestätigten diese ihm ganz ähnliche Wahrnehmungen. In der Diskussion kamen sie im Kollegenkreis zu dem Schluss bzw. der Annahme, dass die Jugendlichen durch die verschriftlichte elektronische Kommunikation den unmittelbaren Reaktionen, menschlicher Enttäuschung, der Freude, dem Zorn und anderen Gefühlen aus dem Weg gehen können.

Einige Sozialpädagogen berichteten sogar, dass die jungen Menschen vor und während eines Telefonats deutlich aufgeregter gewesen seien, als beim Verfassen und Absenden einer WhatsApp-Nachricht. Die Begegnung mir Karli hat mich aufgewühlt, betroffen gemacht und inspiriert zugleich. Seitdem treiben mich Fragen um, wie

  • „Was kommt da auf unsere Gesellschaft zu?“
  • „Müssen wir tatenlos zusehen und es einfach nur ein als ein Phänomen unserer Zeit ertragen, oder sollten wir Einfluss nehmen?“
  • „Und wenn wir Einfluss nehmen sollten, wie am besten?“
  • „In welcher Form und in welchem Maß kann die von uns entwickelte Wirkungs-Analyse SCIL Profile dabei nützlich sein?“
    (mehr Infos dazu und einige kostenlose Services findest Du hier)

Gerne möchte ich dazu mit Euch in den Dialog gehen. Es würde mich freuen, von Euch zu lesen oder zu hören.  Gerne per eMail, oder noch lieber in einem WebMeeting. Für Letzteres vereinbare bitte einen maximal 15-minütigen Termin mit unserem Sekretariat unter +49 30 845 17 236 Deine Einwahldaten für ein ZOOM-Meeting erhältst Du dann postwendend per eMail.

GABAL WebTalk Gelingende Kommunikation

Abschließend noch kurz der Hinweis auf den GABAL WebTalk zum Thema Gelingende Kommunikation macht gesund. Am 13. August von 10:45 bis 11:45. Zeit und Lust dabei zu sein? Hier geht’s zur kostenlosen Registrierung.

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